Organisation der Busse in Ruanda:
Am meisten besorgt war ich über die Struktur von
öffentlichen Verkehrsmitteln hier in Ruanda.
Aus meinem letzten Semester an der FH in Münster,weiss ich, dass es sich in
Ruanda um ein „Polychronic country“ handelt: was kurz gesagt heisst, dass Zeit
in dieser Gesellschaft eine sehr flexible Rolle spielt. Die Schweiz stellt
beispielsweise ein „Monochronic- country“ dar: alles ist strukturiert,
geordnet, zeitlich festgelegt: es gibt für fast alles Pläne und Vorgaben, die
zeitlich einzuhalten sind- in der Schweiz ist Zeit nicht flexibel.
Mit diesem theoretischen Hintergrundwissen war ich recht unsicher,
wie dies denn mit dem öffentlichen Verkehrsmitteln klappen würde.
Im letzten Semester arbeitete ich in einem Studienfach kulturelle Aspekte hauptsächlich in Bezug auf Ernährung in Mali
aus: aber es kamen auch der öffentliche Verkehr und die Mobilität vor (Bezug
auf infrastrukturelle Begebenheiten in der Nahrungsmittelbeschaffung): Mali ist
ebenfalls ein "Polychronic Country" und in diversen Aspekten vergleichbar mit
Ruanda. Der öffentliche Verkehr ist dort ähnlich strukturiert: Es gibt keine
Abfahrtspläne, sondern nur Busstationen, Busse kommen und gehen, man kann
mitfahren oder nicht.
Hier in Kigali wohne ich relativ weit weg von der Firma
Inyange. 1h Anreisezeit pro Tag- dies ist für Ruanda-Leute sehr lange- für mich
wars okay: 1h Arbeitsweg ist in der Schweiz absolut nicht unüblich.
Und
Tatsächlich: Es gibt Busstationen aber keinen festgelegten Zeitplan –aber
es gibt festgelegte Preise pro Fahrt.
Für den Westeuropäer, der Zeitpläne gewohnt ist, vor allem
für den Schweizer, der pünktliche Abfahrtszeiten schätzt (und will :-) – nein vorraussetzt
:-D) scheint diese Organisation des öffentlichen Verkehrs ein fast
unüberbrückbares Hindernis darzustellen. Aber auch dies funktioniert, nur, dass
man eben anders kalkulieren muss:
Busse kommen an die Busstation: es gibt versch. Busse:
Grosse, vergleichsweise moderne Busse, Mittlere und kleine Busse (in der gösse
von den alten VW Bussen (die wir aus der „Hippi- Zeit“ noch kennen).
Die Chauffeure wollen natürlich mit ihrer Arbeit auch Geld
verdienen und warten daher so lange bis der Bus voll ist(fahren nicht mit einem
halbleeren Bus los).
Morgens und Abends ist dies natürlich kein Problem: viele Menschen
sind auf dem Weg zur Arbeit, oder auch am Nachhauseweg, somit wartet man nach
dem Einsteigen meist nicht länger als 5 Minuten bis der Bus voll ist und abfährt. Fährt man
nachmittags mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, kann dies auch ½ bis ¾ Stunde
dauern, bis der Bus endlich losfährt. Somit ist es wichtig, darauf zu achten,
dass man möglichst kleine Busse wählt(die aber auch weniger komfortabel sind),
da sie schneller voll werden, und man somit schneller ans Ziel gelangt.
Die Preise pro Fahrt sind mittlerweile gesetzlich festgelegt und
standardisiert, somit kann es nicht vorkommen dass man je nach Lust und Laune
des Chauffeurs mal mehr oder weniger bezahlt.
Es gibt festgelegte Busrouten: Jeder Bus träg eine Nummer
(zum Beispiel 306, oder 322). Dadurch dass die Routen aber nicht überall und vollständig ausgeschrieben sind, muss man viel kommunizieren: man fragt die Busfahrer, ob
sie an gewissen Stationen halten und hat dann die Möglichkeit einzusteigen oder
nicht. Sofern man die Stadt nicht kennt, kann man den Chauffeur, oder auch seinen
Gehilfen, der die Tickets einkassiert, fragen, ob man ein Zeichen bekommt, wenn
es soweit ist, auszusteigen. Somit kommt man gut ans Ziel.
Folgendes kann aber auch vorkommen: Dadurch, dass es sich
bei den Busfahrern um Privatleute handelt, sind diese natürlich darauf aus,
möglichst viele Menschen zu transportieren, denn pro Fahrt wird Geld bezahlt.
Wir haben mal nach einem Bus gefragt, ob er in die von uns gewünschte Richtung fährt: dies war auch so- aber der Busfahrer hat uns nicht mitgeteilt, dass bereits ein fast voller Bus weiter vorne steht, bei dem die Wartezeit erheblich kürzer für uns gewesen wäre--> Unser Bus war aber leer, es war Nachmittags (also keine Rush Hour) und der aktuelle Busfahrer wollte einfach nur die Fahrgäste haben - dem war es natürlich egal, ob wir nun eine weitere halbe Stunde bis zur Abfahrt warten, oder nicht: Durch Zufall haben wir bemerkt, dass eben ein Bus weiter vorne ebenfalls in dieselbe Richtung fährt (sie wollten es uns nicht sagen, um selbst mehr Leute transportieren zu können) und dieser Bus weiter vorne hatte „genau“ noch 2 Plätze frei: Stimmt nicht ganz, es war eigentlich, genau betrachtet, nur 1 Sitzplatz: denn hier in Kigali ist es üblich auch 4 Menschen auf einen dreier- Sitz zu platzieren. Was sich für den Europäer als sehr unüblich/waghalsig/gefährlich anhört, ist hier völlig normal. Auch, dass Gurte zwar vorhanden sind, die wenigsten jedoch funktionieren. Dadurch dass offiziell Anschnallpflicht herrscht, werden die Gurte einfach provisorisch über den Brustkorb gelegt, um zu signalisieren, dass man angeschnallt ist.
Wir haben mal nach einem Bus gefragt, ob er in die von uns gewünschte Richtung fährt: dies war auch so- aber der Busfahrer hat uns nicht mitgeteilt, dass bereits ein fast voller Bus weiter vorne steht, bei dem die Wartezeit erheblich kürzer für uns gewesen wäre--> Unser Bus war aber leer, es war Nachmittags (also keine Rush Hour) und der aktuelle Busfahrer wollte einfach nur die Fahrgäste haben - dem war es natürlich egal, ob wir nun eine weitere halbe Stunde bis zur Abfahrt warten, oder nicht: Durch Zufall haben wir bemerkt, dass eben ein Bus weiter vorne ebenfalls in dieselbe Richtung fährt (sie wollten es uns nicht sagen, um selbst mehr Leute transportieren zu können) und dieser Bus weiter vorne hatte „genau“ noch 2 Plätze frei: Stimmt nicht ganz, es war eigentlich, genau betrachtet, nur 1 Sitzplatz: denn hier in Kigali ist es üblich auch 4 Menschen auf einen dreier- Sitz zu platzieren. Was sich für den Europäer als sehr unüblich/waghalsig/gefährlich anhört, ist hier völlig normal. Auch, dass Gurte zwar vorhanden sind, die wenigsten jedoch funktionieren. Dadurch dass offiziell Anschnallpflicht herrscht, werden die Gurte einfach provisorisch über den Brustkorb gelegt, um zu signalisieren, dass man angeschnallt ist.
Pro Fahrt zahlt man zwischen 200 und 250 Rwanda- Francs ( umgerechnet ca. 35 Rappen)
Wobei ich die tolle Möglichkeit habe mit dem Firmeneigenen
Bus zu fahren: Dieser sammelt die Arbeiter auf einer festgelegten Strecke zu
gewissen Zeiten ein. Täglich um 7 Uhr hält er in der Nähe des Hauses in dem ich
wohne.
Ich habe morgens
lediglich eine Fussstrecke von ca. 1km zurückzulegen- also ca. 15 Minuten.
Dieselbe Strecke geht’s zurück nachhause, nachmittags um
16:30.
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