Samstag, 20. Juni 2015

TTIP -und der mögliche Einfluss auf Nahrungsmittel in Europa


Transatlanic-Trade and Investment Partnership
GUT oder BÖSE?
(Dieser Artikel ist geschrieben zur allgemeinen Aufklärung. Er sollte zum Verständnis beitragen und ist der der Versuch einen objektiven Standpunkt zu vertreten, der zum Nachdenken animiert: zur Bildung einer persönlichen Meinung und Sichtweise. Weitere Ausführungen dazu am Ende des Artikels)

TTIP 

(Transatlantic Trade and Investment Partnership) 

und sein (möglicher) Einfluss auf die Ernährung/Nahrungsmittel in der EU.


Ein riesiges Thema, stark komprimiert werden. Die wichtigsten und brisantesten Punkte zum Thema Lebensmittel sind herausgefiltert, ohne an Aussagekraft zu verlieren.

Dieser Artikel hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Das Thema ist sehr groß und da es sich bei der meisten Kritik, die vielfach im Internet/Social Medias präsentiert wird, um Vermutungen und Hypothesen handelt,
möchte ich mich hier auf eine Auflistung von Fakten beschränken, die Unterschiede in der Gesetzgebung und Handhabung in Europa und den USA aufzeigen.
Vorweg möchte ich schon mal feststellen, dass es schwierig ist (bzw. meines Erachtens schier eine Unmöglichkeit darstellt), Aussagen über die Zukunft Europas mit TTIP zu treffen: Es gibt sehr wenig Informationen über die bereits erarbeiteten Kompromisse, Ziele und Vorgaben in diesem Handelsabkommen. 
Insofern verfolgt dieser Blogbeitrag nicht das Ziel, eine positive oder negative Sichtweise zu verbreiten, sondern Unterschiede aufzuzeigen, damit sich jeder daraus selbst ein Bild machen kann.

Ganz zuerst wird auf die Grundlagen eingegangen: Aufgefallen ist mir in Gesprächen, dass viele Menschen, bevor sie die eigentlichen Grundlagen verstanden haben, sich bereits eine Meinung gebildet haben....Somit kommt nun zuerst: Basis-Theorie:

Was sind Freihandelsabkommen?

Unter Freihandelsabkommen versteht man Verträge, die Strukturen für wirtschaftliche Beziehungen festlegen, in denen Barrieren, wie Tarife, Import- Exportlizenzen, Importquoten, Subventionen, etc... nicht mehr vorkommen. Um in der Weltwirtschaft als gleichwertiger Partner integriert zu sein, sind solche Freihandelsabkommen zu einer Basis-Voraussetzung geworden,

Welches sind die globalen Organisationen, die hinter einem Freihandelsabkommen stehen und diese auch in seiner Umsetzung kontrollieren?

IMF (International Monetary Fund): Ausweitung des weltweiten Handels, steht also für die Liberalisierung des Weltmarktes

WTO (World Trade Organisation): Reguliert den weltweiten Handel, stellt die Struktur dafür bereit und  kontrolliert das Einhalten der Vereinbarungen zwischen den einzelnen Handelspartner

ITC (International Trace Centre): (Tochtergesellschaft der WTO) Stellt Handels-verbundene technische Betreuung und Unterstützung für die WTO bereit (Z.B.: Entwicklung und Übergänge für einen erhöhten Export)

WCO (World Customs Organisation); Hat das Ziel Regulationen zwischen Handelspartner zu vereinfachen. Ihre Hauptarbeit liegt an der Entwicklung von internationalen Abkommen.


Wieso sind die USA interessiert an einem Freihandelsabkommen mit der EU?


Wenn man die EU als einzigen Markt (ohne Ländergrenzen) sieht, dann ist sie mit über 500 Mio. Einwohner der weltweit grösste Markt mit transparenten Regeln und Gesetzen. Weiter ist anzumerken, dass die EU den am meisten geöffneten Markt zu Entwicklungsländern darstellt. Weltweit gesehen ist die EU führend in Exporten und Importen von Waren und Dienstleistungen (siehe Abbildung 1)

 Exporte und Importe, weltweit im Jahr 2013 [1]
Der größte Verbrauchermarkt der Welt sind die USA. Gemäß gegebener Trends und Parameter, wird die EU im Jahr 2030 der weltweit 2. den grössten Verbrauchermarkt bilden.

Wer sind die derzeitigen größten Handelspartner der EU?

1. USA
2. China
3. Russland
4. Schweiz
5. Norwegen [2]

Wer sind die derzeitigen größten Handelspartner der USA?

1. Kanada
2. EU
3. Mexiko
4. China
5. Japan [3]

Was sind Tarife im Handel? Wie sehen die Tarife derzeit zwischen den USA und Europa aus?

Tarife sind sogenannte Steuern, die auf Importe und Exporte von Waren und Dienstleistungen gelegt werden.
Der Handel zwischen EUropa und den USA ist schon stark Liberalisierr und die  gesetzten Tarife vergleichsweise sehr gering.
Beispiele:
Industriewaren in der                        EU: 4.0%          USA: 3.3%
Landwirtschaftliche Produkte in der EU: 13.9%        USA: 5%

Aber es gibt auch höher gesetzte Tarife:
Schuhe und Lederwaren: 56%
Textilien: 43%
Kleider; 32%

Ebenfalls gibt es sehr hohe Tarife für Produkte der Chemieindustrie, Arzneimittel und Transporthilfsmittel. [4]

Die Geschichte hinter TTIP: 

Seit der Nachkriegszeit ist die Bundesrepublik Deutschland das "Zugpferd" der wirtschaftlichen Liberalisierung in Europa.
Anfang der 90er Jahre wurde zum ersten Mal die Idee eines Freihandelsabkommen mit den USA in den Raum geworfen. Somit ist ein Freihandelsabkommen zwischen den USA und der EU keine gänzlich neue Idee.
 Unter der deutschen EU Präsidentschaft wurde dieses Thema von Angela Merkel neu aufgegriffen. Beim G8 Gipfel im Juni 2013 in Nordirland wurde TTIP bekannt gemacht. Der fertige Vertrag sollte Ende 2014 unterzeichnet werden.

Im Video zu sehen: Reden zur Veröffentlichung über den Beginn der Verhandlungen zu TTIP in Nordirland 2013.

Was glaubt man mit TTIP wirtschaftlich zu bewirken?

TTIP würde die zwei weltweit größten Volkswirtschaften verbinden und so ein Vertrag würde inhaltlich der allumfassenste sein, den es je gab. Neue globale Standards könnten gesetzt werden und diese würden nachhaltig von Bedeutung sein.
Auch wenn der Freihandel bereits stark liberalisiert ist, wird davon ausgegangen, dass es durch ein Freihnadelsabkommen zu einem weiteren wirtschaftlichen Wachstum kommen wird. Das CEPR (Centre for Economic Policy Research) hat in ihrer Studie (Reducing Transatlantic Barriers to Trade and Investment) berechnet, dass eine Reduktion von 98% der Tarife und Barrieren im Handel zwischen den USA und der EU ein Wirtschaftswachstum von 0.1% innerhalb der EU und von 0.04% innerhalb der USA generieren wird.
Mit Augenmerk auf die wirtschaftliche Situation von diversen EU Staaten, die teilweise vor einer Rezession stehen, wird TTIP als positiver Faktor für die Zukunft gesehen.

Ein weiterer Grund ist hier aufzulisten, wieso derart viel Energie aufgewendet wird, das Freihandelsabkommen mit den USA zu unterzeichnen:
Derzeit verhandelt die USA mit Malaysia, Neuseeland, Perus, Singapur, Australien, Chile, Brunei und Vietnam über ein Transpazifisches Freihandelsabkommen (TPP - Trans-Pazific Partnership). Hier werden "High Standard Agreements" festgelegt und Japan, Mexico und Canada haben ebenfalls bereits Interesse daran gezeigt. (Aktualisierung 03.02.2016: TPP wurde bereits unterzeichnet und unterliegt derzeit noch der rechtlichen Prüfung [7])
Es wird gewarnt, falls TPP bevorzugt wird und die EU mit TTIP nicht weiterkommt, die  EU in Sachen Wettbewerbsfähigkeit mit starken Einbussen zu kämpfen hat. [4]

Welche Unterschiede gibt es im Nahrungsmittelsektor zwischen den USA und der EU?

1) Meldungen zu Lebensmitteln mit möglichen gesundheitsschädlichen Auswirkungen

RASFF (Rapid Alert System for Food and Feed): Das RASFF ist ein europäisches Schnellwarnsystem für Lebensmittel, Futtermittel und Lebensmittelbedarfsgegenstände, die als gesundheitsschädlich eingestuft werden. Täglich werden die Meldungen hierzu bekanntgegeben. Mit diesem System kann bei event. Risiken für den Verbraucher sofort gehandelt werden.

Derzeit existiert so ein modern ausgebautes und vernetztes Frühwarnsystem in den USA nicht.[8]

2)   Verwendung von Antibiotika an Tieren

In den USA ist es erlaubt präventiv Antibiotika bei Tieren anzuwenden, um Krankheiten schon im Vorhinein zu bekämpfen.

In der EU ist diese präventive Maßnahme verboten. Der Einsatz von Antibiotika nach Auftreten einer Krankheit ist aber erlaubt.

3)   Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln

Die globale Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln ist sehr komplex und  stösst bei beiden Ökonomien an ihre Grenzen. Der Pferdefleischskandal in der EU hat gezeigt, dass dahingehend kein einheitliches System vorhanden ist, welches die Rückverfolgbarkeit klar strukturiert und für den Konsumenten nachvollziehbar macht[8].

Dasselbe Problem ist kürzlich in den USA aufgetaucht, wo man versuchte die Quelle für kontaminierte Tomaten ausfindig zu machen[8].

4) Regelungen für krankheitserregende Keime in Nahrungsmitteln (Chlorhühnchen??)

Die Regelungen in der EU für pathogene (krankheitserregende Keime) sind relativ strikt, Bezugnehmend auf das Schreckgespenst Chlorhühnchen ist folgendes aber zu erklären:
In der Lebensmittelindustrie ist es nicht möglich Hühnchen nach dem Schlachten ohne potentiell gesundheitsgefährdende Erreger wie Salmonellen oder bspw. E.Coli, zu verpacken. Diese Erreger sterben aber beim Erhitzungsvorgang ab.
Die EU regelt per Gesetz, dass pathogene Keime in keinen Lebensmittel nachweisbar sind, das vor dem Verzehr nicht mehr erhitzt wird (beispielsweise Salate oder Käse). Auf Lebensmittel, wie beispielsweise dem Hühnchen, dürfen potentiell krankheitserregende Keime nachgewiesen werden, da bei einer ordentlichen Zubereitung des Hühnchens diese abgetötet werden,
Das Chlorbad (auch bei Hühnchen zur Abtötung von Keimen) ist in der EU verboten, und lässt die Verantwortung beim Konsumenten, der selbst darauf zu achten hat, dass durch eine richtige Zubereitung des Lebensmittels alle Erreger abgetötet sind. Deutschlandweit sterben durchschnittlich 7000 Menschen an Lebensmittelinfektionen, die in Verbindung mit einer bakteriellen Kontamination stehen [5].

In den USA gibt es kein Gesetz, welches die Anzahl an pathogenen Keimen regelt. Aber es gibt (staatliche) Empfehlungen. Eine Empfehlung ist das Chlorbad (FSIS Departement of Agriculture's Food Safety and Inspection Service), um durch Lebensmittel übertragbare Keime und somit Krankheiten zu vermindern/eliminieren. Der Anteil des verwendeten Chlors ist sehr gering und wird als nicht gesundheitsgefährdend angesehen. Mit dieser Maßnahme wird versucht die Anzahl an Todesfällen, die durch Lebensmittelvergiftungen (oder die unsachgemässe Handhabe = beispielsweise von rohem Hühnerfleisch) verursacht werden, zu vermindern (= The product must be SAFE)[8].


5)   Klon-Tiere und Produkte von geklonten Tieren

Erste Klonversuche gab es bereits im Jahre 1952 (Frösche), die Methode wurde aber erst durch das Klonschaft Dolly im Jahre 1996 richtig bekannt, Es handelt sich daher um eine relativ neue Technologie, und die Wirkung in Organismen ist bisher noch nicht gänzlich verstanden.

Weltweit gesehen leben derzeit ungefähr 5000 Klon-Kühe. 2008 wurde von der FDA (Food an Drug Administration) ein Verkauf von Produkten geklonter Tiere ohne Deklaration erlaubt[8].

Das Klonen von Tieren ist in der EU nicht erlaubt, ebenfalls ist der Import von geklonten Tieren und ihren Nachkommen untersagt. Derzeit arbeitet die EU an einem System für die Deklaration von Milch und Fleischprodukten geklonter Tiere: Wobei festzuhalten ist, dass eine solche Deklaration sich sehr schwierig gestaltet, da vielfach geklonte Tiere vorwiegend zur Züchtung verwendet werden[6].

6)   Deklaration des Herkunftslandes

In den USA muss das Herkunftsland der einzelnen Zutaten auf der Zutatenliste deklariert sein. Auch in den USA gibt genauso wie in Europa es den Trend zur Regionalität und dies ermöglicht es Verbrauchern klare Entscheidungen zu treffen, was diesen Punkt anbelangt[8].

In der EU gibt es keine vergleichbaren Regelungen was das Herkunftsland betrifft, aber es muss das Produktionsland angegeben sein, oder bei Produkten mit mehreren Zutaten das Land, in dem es Verpackt/Abgefüllt wurde[8].

7)   GMO (Genetically modified Organisms) - Gen- Food

Genetisch veränderte Lebensmittel werden in den USA seit 30 Jahren angebaut und auch konsumiert. Diese müssen in den USA nicht separat deklariert werden.

In der EU müssen genetisch veränderte Lebensmittel deklariert werden, per Gesetz. Anzumerken ist aber auch, dass auch in der EU Tiere, die für die Produktion von Milch oder Fleischprodukten eingesetzt werden, ebenfalls mit gentechnologisch veränderten Futtermitteln gefüttert werden können. Deren (Fleisch/ Milch-) Produkte müssen aber nicht als GMO- Food deklariert werden.

Sogenannte "Side-Products" von genetisch veränderten Lebensmitteln können ebenfalls verwendet werden, ohne deklariert werden zu müssen.

"Side Products" sind beispielsweise:
Enzyme, (Wie beispielsweise Alpha Amylasen - werden in Bäckereien, Brauereien verwendet - Lipasen - werden in der Fett- und Ölverarbeitung verwendet - Proteasen - werden in der Fleisch- und Milchverarbeitung und Brauerei verwendet - etc....),
Chymosin (Labferment - für die Käseproduktion),
versch. Vitamine (B12, B2 = auch gelber Lebensmittelfarbstoff) [Auszug aus Vorlesung ZHAW, Lebensmittelwissenschaften, 4. Semester (FS) , Lebensmitteltechnologie, 2015]


Fazit/Aussicht: 
Abschliessend ist zu sagen, dass bei diesem Abkommen 2 grundverschiedene Ansätze und Mentalitäten aufeinandertreffen.

Ich verzichte zum Abschluss hier bewusst auf eine Zusammenfassung mit "Aussichten und Möglichkeiten". In diesem Artikel stelle ich primär Informationen bereit.

Aber, ich bin der Meinung, dass TTIP unterzeichnet wird. TTIP wird uns in der näheren Zukunft beeinflussen. Es ist nur die Frage, in wieweit dabei die Interessen Europas und den USA aufeinander abgestimmt werden.
Die Kritik/Rebellion der Bevölkerung an der Vorgehensweise, der schlechten Transparenz und am Abkommen im Allgemeinen hat bereits bewirkt, dass der gesetzte Termin zur Unterzeichnung Ende 2014 bereits deutlich überschritten wurde. Social Medias tragen einiges dazu bei.

Die Zukunft wird zeigen, inwieweit die Verantwortlichen hinter Europäischen Interessen stehen und auch die Bürger ihren Anteil an demokratischen Grundwerten und somit Mitspracherecht ausleben.




[1]Eurostats WTO, 2015. European Commission, EU position in world trade. [Online] 
Available at: http://ec.europa.eu/trade/policy/eu-position-in-world-trade/
[Accessed 03 06 2015]
[2]European Commission, 2015. European Commission Trade agreements. [Online] 
Available at: http://ec.europa.eu/trade/policy/countries-and-regions/agreements/
[Accessed 03 06 2015]
[3]U.S. Departement of Commerce, 2014. Trade.gov. [Online] 
Available at: http://1.usa.gov/OPJDUS
[Accessed 03 06 2015]

[4] Mildner, S.-A. & Schmucker, C., 2013. Trade Agreement with Side-Effects?. SWP Aktuell, pp. 1-7.
[5]Berndt, C., Blawat, K. & Kuhr , D., 2012. Wie gefährlich sind die Keime?, s.l.: Süddeutsche Zeitung.
[6]Schweizer Bauernverband, 2015. Schweizerbauer.ch. [Online] 
Available at: https://www.schweizerbauer.ch/tiere/tiergesundheit/eu-prueft-kennzeichnung-von-klon-essen-21126.html [Accessed 12 06 2015]
[7] Peters, Hanna; Roussey Marion, 2015, TPP, das grösste Freihandelsabkommen der Welt, Arte.tv, [Online] Available at: http://info.arte.tv/de/tpp-das-groesste-freihandelsabkommen-der-welt [Accessed 03 02 2016]
[8]TACD. Trans Atlantic Consumer Dialogue. [Online] 10 2013. [Cited: 21 06 2015.] http://www.consumersinternational.org/media/1402104/tacd-food-resolution-on-the-approach-to-food-and-nutrition-related-issues-in-the-ttip.pdf.



Kurze Erklärung in eigener Sache: 



Im gewählten Wahlpflichtfach im Auslandssemester an der FH Münster "Sustainable Foodconsumption" (Nachhaltiger Nahrungsmittelverzehr/genuss - dieses Fach findet in englischer Sprache statt) musste unter anderem zum Bestehen des Modules ein Thema tiefer ausgearbeitet werden: Die Oberkategorie der Themen war vorgegeben. Vorgabe war eine geschriebene Arbeit und ein 1 stündiger Vortrag (beides in englischer Sprache).
Ich wählte das derzeit stark umstrittene Thema

TTIP und sein (möglicher) Einfluss auf die Ernährung/Nahrungsmittel in der EU.

Ein riesiges Thema: Um einen Vortrag von 1 Stunde zu halten, musste das Thema, über das man stundenlange erzählen könnte, stark komprimiert werden. Die wichtigsten und brisantesten Dinge waren herauszufilten und trotzdem sollte es aber an Aussagekraft nicht zu viel Verlieren.
Eine Zusammenfassung der Fakten habe ich hier auf Deutsch übersetzt. Zum allgemeinen Verständnis, mit dem Versuch einen objektiven Standpunkt zu vertreten, der zum selber nachdenken animiert, zur Bildung einer persönlichen Meinung und Sichtweise.
Ich hoffe, dies ist gelungen.

Mittwoch, 3. Juni 2015

Insekten- das neue Fleisch? (!)

Fleisch ist teuer - nicht nur im Supermarkt- sondern auch in der Produktion: Die heutige Massentierhaltung erzeugt eine auf Dauer nicht mehr tragbare Menge an Treibhausgasen. Die FAO publiziert auf ihrer Webseite, dass beim Wachstum von 1 kg Schwein zehn bis hundert mal mehr Treibhausgas produziert wird verglichen mit 1kg Mehlwürmern. Weiter ist das Fleisch von Mehlwürmern und anderen Insekten schneller nutzbar[1].

In der Theorie also etwas "ganz tolles". Nur umgelegt auf Massenproduktion muss man beachten, dass es dann bei solch einer "Massentierhaltung" von beispielsweise Mehlwürmern oder auch Heuschrecken es zu ähnlichen Problemen kommen könnte wie bei den derzeit gängigen Formen: Der Einsatz von Medikamenten gegen Krankheiten ist deshalb nicht ausgeschlossen. Inwiefern, dies dann noch gesund wäre, ist demnach fraglich.

ABER: folgender Spruch passt dahingehend gut :
Wo kämen wir hin, wenn jeder sagen würde: "wo kämen wir hin?" aber niemand gehen würde, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen?


Also, gehen wir!

An der Fachhochschule Münster werden im Fach "Sustainable food Consumption" nachhaltige Ernährungsweisen vermittelt.
Dies geschieht auch mit Praxiseinheiten, um theoretisch erlernte Dinge auch anschaulich rüberzubringen.
Im der heutigen Praxiseinheit lernte man, wie man Mehlwürmer und Heuschrecken zubereiten kann: Gekauft wurden diese in einer Zoo- Fachhandlung für Reptilien. Die Teilschritte der Verarbeitung werden als Bildunterschrift angezeigt:

Mehlwürmer

Mehlwürmer in Chilli-Knoblauch-Öl frittieren

Mehlwürmer abtropfen lassen

Eingefrorene (inaktivierte) Heuschrecken

Die Flügel und Beine der Heuschrecken entfernen und die
 Tiere mit kochendem Wasser überbrühen, abtropfen lassen

Mehlwürmer anrichten und servieren: mit Limette verfeinert
heben sie sich geschmacklich besonders hervor.

Am Teller- mit Brot und Salaten

Dessert: Im Ofen gebackener Milchreis,
mit Erdbeeren und in Schokolade getunkten Heuschrecken
 (mit einem "Plopp- Effekt im Mund" -
da sie lediglich abgebrüht sind und die Heuschrecke unter ihrem
Chitin-Panzer relativ weiche/fast flüssige "Elemente" beherbergt ;-)

Der Beweis: Sie sind Essbar- und ganz lecker !

Fazit: Eine absolut gelungene Praxisveranstaltung mit einem Aha- Effekt für alle! In den Köpfen der Europäer sind Würmer noch als "Ekelig" verankert: Wobei es sich hier wirklich um eine Kopfsache handelt, der Wille zur Überwindung da sein muss :-)





Quellen:
[1] FAO Report: Edible Insects: http://www.fao.org/docrep/018/i3253e/i3253e.pdf

Dienstag, 2. Juni 2015

Tollkötter Hausbrot ® (english)


(Die deutsche Version ist im Anschluss an die englische Version (unten) zu finden)

Expectations and sensory attributes of "Tollkötter Hausbrot ®"



Tollkötter is a bakery (family enterprise) in the heart of Münster.
My English professor Mister S. suggested to me that I try the "Tollkötter Hausbrot®". I should ask for "1/4 Hausbrot please".
As a trained baker, I have certain expectations about the quality of fresh bread. However, since I am not a trained assessor, the following descripition has a subjective value and no scientific character.



Bread is a so called staple food. Every Swiss citicen consumes 135g of bread per day. However, the amount of bread consumed has been decreasing for centuries. At the beginning of the 20th century, a single person ate around 105kg bread per year. At present, the amount of bread consumed is 49.3kg. The data from Germany is comparable with Swiss data [1].
Thus, the expectation from customers changes into a better quality and a certain standard of sensory attributes. However, these standards are subjective and change from region to region.

The different attributes can be split into 5 groups: 


  • Product appearance
  • Odour
  • Taste
  • Flavour
  • Oral texture



In my expectation a real good typical German "rye-mixed bread" like the Tollkötter Hausbrot®" has a high degree of colour darkness in the crumb and crust. The surface has to be from porous appearance and visual flecks made with flour on the skin would be the "cherry on the top".
The odour should provide a strong association with the rye flour and aromatic exchange from yeast fermentation. It is necessary to smell a toasted er even slightly burned flavour in the crust.
The taste should not be salty but sour and rounded off with a gentle dash of rye flour and sweetness at the end.
The oral texture of the crust has to be characterised as very hard an crunchy. However, the crumb has to have a low adhesiveness and a high level of moisture during consumation.





Testing: I bought the "Tollkötter Hausbrot®" and was impressed how much bread I got, as I ordered: "1/4 Hausbrot please".
The bread was hughe and 1/4 is the smallest amount they sell. 1/4 Hausbrot weighs around 800g. Since I live with a big family, it is not a problem in buying such a high amount of bread.

Conclusion: The "Tollkötter Hausbrot®" is one of the most delicious breads I have ever eaten. It fulfilled all the expectations I had from a typical, high quality German rye-mixed bread!



Deutsche Version:
Erwartungen und sensorische Eigenschaften an das„Tollkötter Hausbrot“

Tollkötter ist eine Bäckerei (Familienunternehmen) im Herzen von Münster.
Mein Englisch-Professor Mister S. empfahl mir das „Tollkötter Hausbrot“ zu probieren. Ich sollte „1/4 Hausbrot“ bestellen.
Als ausgebildete Bäckerin habe ich eine gewisse Erwartungshaltung bezüglich der Qualität von frischem Brot. Da ich jedoch kein ausgebildeter Gutachter auf diesem Gebiet bin, hat die folgende Beschreibung einen subjektiven Wert und keinen wissenschaftlichen Charakter.

Brot stellt ein sogenanntes Grundnahrungsmittel dar. Der durschnittliche Schweizer konsumiert 135g Brot pro Tag. Seit Jahrzehnten ist ein Rückgang des Brotkonsumes ersichtlich. Anfang des 20. Jahrhunderts hat eine Person durchschnittlich 105kg Brot pro Jahr gegessen. Heutzutage liegt die Zahl bei 49.3kg. Dahingehend sind die Daten aus Deutschland ähnlich wie die in der Schweiz. [1]
Die Erwartungshaltung von Konsumenten geht in Richtung bessere Qualität und einen bestimmten Standard von sensorischen Eigenschaften die ein Brot haben sollte.

Verschiedene sensorische Eigenschaften können wie folgt aufgeteilt werden:

  • Erscheinungsbild
  • Geruch
  • Geschmack
  • Aroma
  • Mundgefühl


Von meinen Vorstellungen ausgehend hat ein wirklich gutes, typisch Deutsches Roggenmischbrot wie das Tollkötter Hausbrot eine ausgeprägte dunkle Kruste und Krume. Die Oberfläche sollte porös sein und sichtbare Flecken aus Mehl würden das I- Tüpfelchen darstellen.
Der Geruch sollte eine starke Verbindung mit dem Roggenmehl und des verwendeten Sauerteiges herstellen. Wichtig ist noch der leicht- verbrannte Geruch in der Kruste.
Der Geschmack sollte nicht salzig sein. Wichtig ist das säuerliche Aroma mit einer leichten Roggennote und einer folgenden Süsse zum Schluss.
Das Mundgefühl der Kruste sollte hart und knusprig sein. Die Klebekraft der Krume sollte nicht zu stark sein und während des Essen aber auch eine angenehme Feuchte mit sich bringen.

Als ich das „Tollkötter Hausbrot“ kaufte, war ich positiv erstaunt darüber, wie viel Brot ich bekam, als ich „¼ Hausbrot bitte“ bestellte.
Das Brot war riesig und ¼ Hausbrot ist das kleinste Stück (ca. 800g), das sie verkaufen. Da ich bei einer grossen Familie lebe, ist es kein Problem ein so grosses Brot zu kaufen: es wird gegessen werden.


Fazit: Das Tollkötter Hausbrot ist eines der köstlichsten Brote, das ich je gegessen habe. Es erfüllte alle Erwartungen die ich an ein qualitativ hochwertiges deutsches Roggenmischbrot hatte!

Quelle: 
[1] Bundesamt für Landwirtschaft: http://www.blw.admin.ch/dokumentation/00844/00853/01175/index.html?lang=de