Samstag, 4. April 2015

Der Kreuz mit der Orgel im St. Paulus Dom in Münster...


Eines der Wahrzeichen von Münster ist sicherlich der St. Paulus Dom. Ein prunkvoller Kirchenbau, der auch für Nicht-Christen eine Sehenswürdigkeit darstellt.


St. Paulus Dom in Münster

Über die Geschichte des Domes gibt es viel zu sagen, Jedoch ist Wikipedia wahrscheinlich eine dafür umfassende Ressource und geeigneter als dieser Blog!
Aber trotzdem muss ich sagen, dass ich mir wahrscheinlich kein Orgelkonzert im Dom von Münster anhören werde:

Selbst habe ich ein paar Jahre dieses Instrument zu spielen gelernt, interessiere mich deshalb sehr für den Klang der Orgel und das Niveau des Organisten.
In der kleinen Gruppe, mit der ich den Dom besichtigte, war ein gelernter Orgelbauer anwesend.
Vor dem Dom angekommen hörte man schon Orgelspiel. Freudig betrat die gesamte Gruppe die Kirche, es musste sich entweder um einen kirchlichen Anlass/Messe handeln, oder um ein Orgelkonzert.
Die kleine Gruppe betrat die Kirche durch den Haupteingang (im Bild links zu sehen) und fast alle warfen sofort einen Blick in den hinteren Teil der Kirche (mit der Erwartung eine Orgel zu sehen).Alle waren ein bisschen erstaunt, als sie anstatt einer Orgel ein Taufbecken und einen barocken Hochaltar erblickten. Eine Frau fragte sofort: "Aber wo ist denn hier die Orgel?" Der gelernte Orgelbauer, der nur lauschte, meinte ohne Regung: "Vorne, rechts, im östlichen Querschiff muss sie stehen. Das hört man."
Ich stand da und versuchte genau hinzuhören. Ich liebe den Klang einer Orgel. Die Orgel ist die Königin der Instrumente. Die Töne, die ich wahrnehmen konnte, überschlugen sich jedoch, sofern sie mit einer gewissen Geschwindigkeit gespielt wurden, Bei langgezogenen Akkorden wurde der Klang dann wieder definierter und besser.
Zuerst dachte ich mir, es läge an mir, meinem Gehör, das sich nicht schnell genug umgestellt hatte.
Ich setzte mich in einen Stuhl und lauschte, konzentriert.
Aber vielleicht sass aber auch ein Anfänger an der Orgel, und die Töne überschlugen sich nicht, sondern der Organist spielte einfach falsch und war gerade beim Üben.
Ja, das musste wohl so sein: Der Organist übte gerade und es war einfach ein ungeübter Organist...dachte ich bei mir.
"So gut versteht der Organist sein Handwerk aber auch nicht." sagte ich zum Orgelbauer, "spielt der falsch? Irgendetwas hört sich da auf jeden Fall nicht gut an."
Die gesamte Gruppe stand immer noch im hinteren Teil der Kirche.
Die Frau wollte die Orgel sehen und die ganze Gruppe ging auf der Seite des Stephanus-Altars in Richtung Hochaltar. Auf Höhe des Stephanus Altars konnte man die Orgel nun sehen, und auch hören. Und plötzlich überschlugen sich die Töne nicht mehr, das Spiel des Organisten verwandelte sich zum Ohrenschmaus.
"Spielt er nun plötzlich richtig? Das hört sich doch nun ganz anders an. Wie geht das?"
Ich verstand es nicht ganz, Vielleicht war es wirklich nur ein kleiner Teil im gesamten Werk, das der Organist noch nicht beherrschte und nun spielte er den Rest perfekt zu Ende?

Domorgel St. Paulus Kirche in Münster. (Bildquelle [2] siehe Anhang)


"Das ist der Schall." erklärte der Orgelbauer. "Wenn man eine Orgel mit einer solchen Grösse ins östliche Seitenschiff stellt und dann noch gleichzeitig mit der kleinen Orgel, die hinten in der Nähe des Taufbeckens steht, koppelt, dann bricht der Schall in einem Dom mit solcher Bauweise mehrmals. Dies führt dann zu einem Klang, der als schlecht und unstimmig wahrgenommen wird."
Und tatsächlich befindet sich in der oberen Kapelle des Nordturmes ein Auxiliarwerk mit 14 Manual und Pedalregister, das von der Hauptorgel bedient werden kann. [1]

Auxiliarwerk des St. Paulus Domes in Münster [3]


Auf die Frage, was der Grund ist, dass man diese Orgeln in so einer Konstellation aufstellt, obwohl es einen suboptimalen Effekt hat, antwortete der Orgelbauer: "Nun das könnte mehrere Gründe haben: Vielleicht war alles auch eine Frage der Kosten: Diese Orgel ist realitv neu: Hätte man sie in den alten Chor, also den hinteren Teil der Kirche, dort wo jetzt das Taufbecken steht, aufgestellt, müsste sie  wahrscheinlich um einiges grösser sein, und somit auch teurer. Aber ich bin mir fast sicher, dass früher die Orgel im Alten Chor gestanden hat, und sie durch irgendeinen Grund umgestellt wurde."

Trotz wahrscheinlich hervorragenden Organisten ist es im Endeffekt die Ausrichtung, der Platz und die Architektur des Gebäudes, die einen wesentlichen Punkt für den optimalen Klang darstellt.
Leider konnte trotz Recherche der Grund für eine solche Umstellung der Orgel in den 50er Jahren nicht herausgefunden werden. Deshalb war die direkte Nachfrage an den Domorganisten selbst die ienzige Möglichkeit "Licht ins Dunkle" zu bringen.
Sehr ausführlich und kompetent hat er geantwortet (und ich möchte mich hiermit nochmal bei ihm bedanken):
Zitat: "wenn Sie bei uns im Dom waren, dann haben Sie gesehen, dass der Raum doppelchörig angelegt ist – das entspricht der ursprünglichen romanischen Konzeption. Im Westchor vor dem dortigen Paulusaltar wird bis heute täglich das Stundengebet gesungen.
In der Gotik war der Haupteingang vom „Paradies“ in die Westfassade verlegt und dort eine große Portalanlage installiert worden. Das bot im 18. Jahrhundert die Gelegenheit, auf einer Empore über dem Hauptportal eine Orgel zu installieren. Dieses Instrument wechselte jedoch bereits im 19. Jahrhundert den Standort ins vordere linke Querhaus.
Nach dem zweiten Weltkrieg entschied man sich für die Wiederherstellung der ursprünglichen doppelchörigen Anlage; zudem ist seither im Westchor die Grablege der Bischöfe, was schon aus statischen Gründen gegen eine dortige Aufstellung einer Orgel spricht.

Der beim Orgelneubau 1987 gewählte Standort wurde bereits damals von OBM Klais als ungünstig angesehen; das Domkapitel hat sich dennoch dafür entschieden v.a. der Nähe zum Altar wegen und der dort gegebenen Platzverhältnisse, die es ermöglichen, Chor und Orgel in unmittelbarer Nähe zu platzieren. Freilich ist dies akustisch nicht wirklich sinnig, was sich dann in der Praxis auch gezeigt hat: bei vollbesetzten Gottesdiensten wird das hintere Drittel des Hauptschiffs vom Klang der Hauptorgel nicht mehr erreicht. Hier hilft das Turmwerk von 2002 ungemein, wobei es freilich zu den akustischen Problemen kommt, die Sie beschreiben. Das gleiche Phänomen können Sie etwa im Kölner Dom oder im Freiburger Münster erleben, wo aus denkmalpflegerischen Gründen die Hauptorgel ebenfalls nicht im Westen aufgestellt werden konnte und die gesamte Orgelanlage ebenfalls auf mehrere Standorte verteilt ist." [4]


Das ist also der Grund dahinter.





















Quellen: http://www.paulusdom.de/geschichte/im-weltkrieg-erlitt-er-die-schwersten-schaeden-seiner-geschichte/, 03.04.2015
[2] http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/11/Muenster_Hauptorgel.png/640px-Muenster_Hauptorgel.png 04.04.2015
[3]http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/0b/Paulusdom_Fernwerk.JPG/640px-Paulusdom_Fernwerk.JPG 05.04.2015
[4] Email von Thomas Schmitz, 10.04.2015, 

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