Dienstag, 24. Januar 2017

Die Ausländer bekommen auch so viel! – Ich will auch was vom Kuchen haben



Wenn ich als Auslandösterreicherin mit Wohnungsmittelpunkt (seit 9 Jahren) in der Schweiz ehem. Schulkollegen und Jugendfreunde, meine Geschwister in Österreich besuche, fällt mir eine Sache massiv auf:

1) pauschale Unzufriedenheit und scheinbar nicht endende Kritik am gegenwärtigen Staatssystem

2) man will sich «auch was vom Kuchen abschneiden»

Die Kritik und Unzufriedenheit ist ein Thema für sich, jedoch schneide ich es an, da es mir gegenüber meist im Zusammenhang mit einer Art Legitimation für Soziale Leistungen seitens des Staates mit einhergeht.

Worüber ich schreiben will, sind Beispiele aus dem Umfeld, das ich aus Österreich noch habe, die mich erstaunen – vielleicht auch deshalb, da ich aus meinem derzeitigen Umfeld etwas anderes kenne.



Seit über einem Jahrzehnt gibt es nun schon das Karenzgeld für alle. (Das sind Leistungen von denen die Schweizer nur träumen.) Man erhält, je nach gewählten Modell monatlich eine Gewisse Summe Geld - das bis zu 2 Jahre lang. Es ist auch möglich, zusätzlich anzugeben (das geht aber nur, wenn man nicht verheiratet ist), dass man alleinerziehend ist. Dafür muss der Freund/Lebenspartner nur offiziell wieder zu den Eltern ziehen (- dann spart man sich auch die doppelte Miete). Bei einer solchen Angabe bekommt man eine saftige Erhöhung pro Kind. Dies kann im Extremfall unter «Notstandshilfe» laufen. Betroffene sind dahingehend sehr engagiert Ratschläge zu geben: Der Mann, der offiziell nicht im Haushalt wohnt, aber eigentlich dann dort doch 7 Tage und Nächte die Woche anzutreffen, und voll erwerbstätig ist (Gehalt unbekannt). Und die Frau mit den 2 Kindern und der Notstandshilfe als offiziell alleinerziehende Mutter, die aufgrund dieser Sozialleistung(en) über ein Einkommen von zusätzlich 1200.—Euro verfügt. Von "Notstand" ist hier nichts zu sehen, aber von "Ich bin klug- ich zeig euch allen, wie es geht, dass man mehr vom Staat bekommt" umso mehr.


Interessanterweise ist seit längerem ein 2- Jahres-Rhythmus der geborenen Kinder zu beobachten. Manchmal spielt aber die Natur nicht so ganz mit, und «es schlägt nicht ein», oder man verliert das Kind (traurigerweise) in den ersten Monaten im Bauch. Wenn so etwas geschieht, wird der Stress gross, nicht weil man sich so sehr auf ein weiteres Kind gefreut hat: unerwartete Einkommenslücken entstehen! Gleichzeitig wird von den Betroffenen auch ganz klar gesagt:



«Nein- also Arbeiten gehen, das kann ich mir nicht vorstellen», «ist grad nett so- da müsste ich sonst viel umstrukturieren, wieso soll ich mir Stress mit Arbeit machen»,

« ich habs bisschen falsch geplant – dachte nicht, dass die Zeit so schnell um ist.. müsste eigentlich schon schwanger sein um eine Lücke zu verhindern»,

«ich dachte nie das ich jemals so denke, aber wenn man das mal kennengelernt hat wie schön es ist, nicht arbeiten zu gehen und trotzdem so viel Geld zu bekommen, will man das nicht mehr aufgeben»



Somit sucht man sich Schlupflöcher. Diejenigen, die verheiratet sind, schauen mit leichtem Neid auf die Unverheirateten – denn die haben es leichter. Ideen gibt es viele: Gleich nach der Karenz Arbeitslosengeld beantragen – dies, so hat sich herausgestellt, ist je nach Bundesland und der Person am AMS gar nicht mal so einfach. Funktioniert aber, vor allem, wenn man einen sozial sehr verständnisvollen AMS Mitarbeiter erwischt.

Wenn man einen «unsozialen» AMS Arbeiter erwischt, dann probiert man es anders. Man kreiert Arbeitsverhältnisse: Von den guten Bekannten «vom Bauernhof» geschaffen- in einem Kleinst- Landwirtschaftsbetrieb eine zusätzliche Arbeitskraft, für mindestens 20 Stunden die Woche. Saisonal, einige Monate – Damit man danach vom AMS vermittelbar wird. Naja, eigentlich nicht um eine Arbeit zu erhalten, sondern damit man Arbeitslosenhilfe beziehen kann.
Die Informationen zu beschaffen und das Kombinieren von Sozialleistungen ist aber kein mühsamer Alleingang. Ein Grossteil der Bürger ist dabei gerne behilflich, kann gute Ratschäge und Tipps dazugeben, denn fast jeder kann dahingehend aus eigenem Erfahrungswert berichten.

Nun kommt aber noch dazu, dass viele der Empfänger von Sozialleistungen aller Art (Ich meine nun nicht primär das Karenzgeld, das jedem Österreicher zusteht) dann nebenbei doch noch im Eigenheim leben, oder vielleicht sogar Mietwohnungen besitzen, die sie vermieten und sich noch zusätzlich Einkommen schaffen. Offiziell nicht so viel- denn man will unter der steuerbaren Einkommensgrenze bleiben. Das muss aber jeder individuell für sich dann regeln.

«In Österreich zahlt man eh so viel und bekommt nichts»,

«ausserdem habe ich schon während meiner Lehrzeit eingezahlt,  - und die ganzen 2 Jahre als ich gearbeitet habe – jetzt habe ich wohl auch das Recht, dass ich mir da was rausnehme, ich bin nämlich schon ein anständiger Bürger»

«dafür dass sie eh alles den Ausländern geben, zahl ich nicht auch noch Steuern»,



Mit dieser Pauschalierung möchte ich nun abschliessen und frage mich, ob Sozialschmarotzertum (so wie es früher immer hiess), in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Sozialleistungen erhalten, und diese dann so gut es geht zu erweitern und auszubauen. Das österreichische System scheint dahingehend viele Lücken und wenig Kontrollmechanismen zu haben.






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